Adler oder Huhn?

Marco Lehmann

Die Angst vor Veränderungen

Kennst du auch das Gefühl, dass du denkst, ich führe ein Leben, das ganz „okay“ ist? Du hast dir einen gewissen Lebensstandard aufgebaut und dir geht es gut. Du hast Sicherheit. Doch zwischendurch klopft eine leise Stimme an und sagt: „Du kannst noch so viel mehr erreichen, erleben und entdecken.“

Häufig haben wir im Alltag so viel zutun, dass wir dieser inneren Stimme nicht viel Beachtung schenken. Wir gehen wieder zur alltäglichen Routine über. Stattdessen müssten wir neue Wege gehen, alte Pfade verlassen. Mal wieder träumen und genauer dieser inneren Stimme folgen und sie lauter werden lassen. Um neue, andere Erlebnisse und Ergebnisse zu bekommen, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Die Frage ist tatsächlich, worauf lenken wir unseren Fokus? Auf die Chancen, Wege und Möglichkeiten oder auf die Dinge, die wir immer tun, um unser Sicherheitsgefühl und unsere Gewohnheiten weiterhin zu nähren? Materiell haben wir alles, was wir brauchen. Uns geht es nicht schlecht und so verspüren wir auch nicht immer die Entschlossenheit, die wir bräuchten, um Veränderungen herbeizuführen. Das Leben plätschert so vor sich hin…

Aber ist denn dieses Leben genau das Leben, das ich führen möchte? Oder leben wir ein Leben an unseren Potenzialen, Stärken und unserem Charakter vorbei? Unsere Erziehung der Vergangenheit prägt wesentlich unser Verhalten und unser Denken in der Gegenwart. Je nachdem, wie wir aufgewachsen sind, tragen wir als Erwachsener mehr oder weniger tief verwurzelte Muster in uns, die zu hinderlichen Glaubenssätzen führen und zu einem Leben, das an der ein oder anderen Stelle unter dem liegt, was du im Stande bist zu leisten. Durch Sätze wie zum Beispiel: Lass das sein! Hör auf damit! Fass das nicht an! Sei leise! Sei still! Was machst du da schon wieder? Du bist zu nichts zu gebrauchen! Ein Indianer kennt keinen Schmerz, und vieles mehr ist unser Selbstwert nachhaltig geprägt. 

Das Problem ist, dass wir genau diese Sätze von Eltern, Bekannten, Freunden, Lehrern, also der Umwelt und der Gesellschaft insgesamt als nicht nachgeprüfte Wahrheit verstehen. Allerdings gibt es nicht DIE EINE WAHRHEIT.

Geschichte vom Adler

Einst fand ein Mann einen jungen Adler und nahm ihn mit nach Hause auf seinen Hühnerhof. Dort lernte der Adler bald, Hühnerfutter zu fressen und sich wie ein Huhn zu verhalten. Nach einigen Jahren erhielt der Mann den Besuch eines naturkundigen Menschen. Als sie miteinander durch den Garten gingen, sagte dieser: „Der Vogel dort ist kein Huhn, er ist ein Adler!“ “Ja“, sagte der Mann, „das stimmt. Aber ich habe ihn zu einem Huhn erzogen. Er ist kein Adler mehr, sondern ein Huhn, auch wenn seine Flügel drei Meter breit sind.“ „Nein“, sagte der Andere. „Er ist immer noch ein Adler, denn er hat das Herz eines Adlers. Und das wird ihn hoch hinauf fliegen lassen in die Lüfte.“ „Nein, nein“, sagte der Mann, „er ist jetzt ein richtiges Huhn und wird niemals wie ein Adler fliegen.“

Die beiden Männer kamen überein, diese Sache näher zu ergründen. Behutsam nahm der naturkundigen Mensch den Adler in die Höhe und sagte: „Du gehörst den Lüften, nicht der Erde. Breite Deine Flügel aus und fliege.“ Doch der Adler war verwirrt; er wusste nicht, wer er war, und als er sah, wie die Hühner Körner pickten, sprang er hinab, um wieder zu ihnen zu gehören. Unverzagt nahm ihn der naturkundige Mensch am nächsten Tag mit auf das Dach des Hauses und drängte ihn wieder: „Du bist ein Adler. Breite Deine Flügel aus und fliege.“ Doch der Adler fürchtete sich vor seinem unbekannten Selbst und sprang wieder hinunter zu dem Hühnerfutter.

Am dritten Tag machte sich der naturkundige Mensch früh auf und nahm den Adler mit auf einen hohen Berg. Dort hielt er den König der Vögel hoch in die Luft und er munterte ihn wieder zu fliegen. Der Adler schaute sich um, sah zurück zum Hühnerhof und hinauf in den Himmel. Noch immer flog er nicht. Da hielt der Mensch ihn direkt gegen die Sonne, und da geschah es: Der Adler begann zu zittern und breitete langsam seine Flügel aus. Dann endlich schwang er sich mit einem triumphierenden Schrei gen Himmel. Es mag sein, dass der Adler vielleicht hin und wieder noch ein wenig Heimweh hat, wenn er an die Hühner denkt. Doch soweit irgend jemand weiß, ist er nie zurückgekehrt, um das Leben eines Huhns wieder aufzunehmen. Er war ein Adler – König der Lüfte – obwohl er wie ein Huhn gehalten und gezähmt worden war. (James Aggrey)

So wie in dieser Geschichte vom Adler, der dachte, er wäre ein Huhn, geht es uns auch manchmal. Wir glauben die Wahrheiten anderer und nehmen diese Wahrheit für uns an. Dabei ist es uns nicht bewusst, welches Potenzial in uns schlummert. Die Bewertungen und Zweifel anderer Menschen sehen uns nicht in unserer Gesamtheit. 

Was brauchst du für die Erfüllung deiner Herzenswünsche? Was zeichnet dein Potenzial aus? Was bist du im Stande zu leisten, wenn du die Stimmen von außen leiser, leiser immer leiser stellst? 

Dein Marco

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner