Die Schlafentwicklung des Kindes einfühlsam begleiten Teil II

Die Schlafentwicklung des Kindes einfühlsam begleiten Teil II

Einfühlsame Einschlafhilfen

Hallo Zusammen, schön, dass du wieder da bist!


Im 1. Teil, der am 26. Juli 2020 veröffentlicht wurde, habe ich hauptsächlich das Thema
einfühlsame Einschlafhilfen im Allgemeinen beschrieben.
Heute möchte ich gerne näher auf die Tipps für einfühlsame Einschlafhilfen eingehen und
das Thema Schlafprobleme genauer betrachten.


Eine kleine Geschichte zu Anfang


>> Die Eltern von Max (4 Jahre) merken schon sehr früh am Abend, dass ihr kleiner Sohn
mal wieder kaum zu bändigen ist. In letzter Zeit kommt er abends kaum zur Ruhe und
möchte nicht ins Bett. Es ist ein Kampf bis er endlich einschläft und sie haben das Gefühl,
dass er Schlafprobleme hat, denn auch nachts wacht er oft auf und morgens und über den
Tag verteilt ist er ständig müde. Die Eltern haben viel zu tun und Max spielt die meiste Zeit in
seinem Zimmer. Auch heute spielt Max wieder wie wild in seinem Kinderzimmer, auch wenn
er zwischendurch schon gähnt und sich die Augen reibt.
“Max, es ist Zeit für dich ins Bett zu gehen.” sagte der Vater bereits mit energischer Stimme.
“Nein, nein, ich will noch nicht.” kam direkt von Max und läuft schreiend zur Mutter und wirft
sich ihr in die Arme. “Max, es ist schon sehr spät. Du bist doch müde. Komm, auf ins Bett.”
sagte auch die Mutter mit ernster Stimmer. Sofort fängt Max an zu weinen und lässt sich auf
den Boden sinken. Der Vater nimmt ihn auf den Arm und sie gehen ins Badezimmer. “Auf,
Zähne putzen.” Noch immer schreit Max und lässt sich nur sehr widerwillig die Zähne putzen
und läuft sofort wieder in sein Spielzimmer. “Auf geht´s Max. Ins Bett geht es hier entlang.
Morgen kannst du wieder spielen.” sagte die Mutter. Und wieder fängt Max an zu schreien.
Der Vater kommt erneut, hebt ihn hoch und trägt ihn ins Bett. Strampelnd schaffen die Eltern
es gerade so Max den Schlafanzug anzuziehen. “Ich will nicht schlafen, ich will nicht. Ich
hab Angst. Da ist ein Monster unter dem Bett.” schrie Max auf einmal. Die Eltern schauen
sich an und schütteln den Kopf. Sie kennen dieses Spiel bereits. “Nein Max, wir haben dir
schon gesagt, es gibt keine Monster. Jetzt schlafe.” Sagten die Eltern ernst, stehen auf,
knipsen das Licht aus und gehen aus dem Schlafzimmer. Sie hören Max schreien und es
dauert nicht lang, da läuft Max schon wieder aus dem Zimmer. “Sofort ins Bett.” sagte der
Vater mit lauter Stimme. Dieses hin und her geht noch lange weiter. Die Eltern versuchen
starr Max im Bett zu halten und Max läuft immer wieder ängstlich und schreiend aus dem
Zimmer.<<
→ Das hört sich nicht wirklich schön an, oder? Erkennst du diese Situation wieder? Wie
könnte man hier anders vorgehen? Wie könnte man den Vorabend anders gestalten bzw.
eine andere Vorgehensweise für das einfühlsame Einschlafen kreieren?
Das folgende Zitat regt zum Nachdenken an:
“Schreien lässt deine Botschaft verstummen! Sprich leise – so dass deine Kinder deine
Worte hören können, anstatt nur deine Stimme.” (L.R. Knost)


Wie äußern sich die Schlafprobleme?


Sie sind bei vielen allgegenwärtig, bei Erwachsenen wie auch bei Kindern und haben somit
auch einen großen Einfluss auf die Gesundheit und den gesamten Organismus.
Aber auch hier ist es gerade bei den Kindern wieder sehr wichtig, ihnen tatkräftig dabei zu
helfen, ein bestmögliches Schlaferlebnis zu bereiten.
Einfühlsam auf ihre Schlafprobleme eingehen und ernst nehmen, egal welche Ursache sie
auch haben mögen und egal ob Erwachsene sie nicht verstehen können.
Um dem Schlafproblem des Kindes wirklich gerecht zu werden, muss die Ursache erforscht
werden. Bei Kindern vom 3. bis 8. Lebensjahr spielt die magische Phase eine zentrale
Bedeutung für mögliche schlaflose Nächte. Die magische Phase ist Teil der ganz normalen
kindlichen Entwicklung. Die Kinder entwickeln in diesem Altersabschnitt eine starke Fantasie
und Vorstellungskraft.
Nicht ohne Grund heißt es Kinder können sich eine eigene Welt kreieren und dass sie eine
blühende Fantasie haben.
Durch Wesen wie z.B. Hexen, Feen, Monster oder Schatten und Geräusche können die
Kinder nicht einschlafen.
Hier ist es sehr gefragt, darauf liebevoll einzugehen und es nicht lächerlich
beiseitezuschieben mit Aussagen wie: „Die gibt es nicht.“, „Da ist nichts unter deinem Bett.“,
„Puppen können sich nicht bewegen“ usw.
Ein möglicher Weg kann an dieser Stelle sein, diese Ängste, Sorgen und Fantasien mit
aufzunehmen und mit den Kindern vielleicht gemeinsam auf Entdeckungstour gehen,
sodass sie von alleine merken, dass es keinen Grund zur Sorge gibt und dass sie merken,
sie werden erhört und einfühlsam umsorgt.
Wichtig ist es die Kinder in ihrer Angst ernst zu nehmen und dieses Verhalten nicht zu
verharmlosen. Die Kinder benötigen Sicherheit durch einen gelassenen Umgang.


Tipps zu möglichen einfühlsamen Einschlafhilfen


Hier geht es nun um das Ausprobieren. Was hilft bei meinen Kindern und was nicht? Was ist
für mich als Eltern oder als Fachkraft in Einrichtungen umsetzbar und was nicht? Es sollte
immer individuell vorgegangen werden. Kein starres Durchsetzen, sondern einfühlsam und
individuell auf jedes einzelne Kind eingehen und so auch umsetzen.


Die Vorschläge – Tipps für einfühlsame Einschlafhilfen


– Wenn ein Kind von Monstern oder Hexen Angst hat vor dem Schlafen bzw.
Alpträume hat = werte es nicht ab, gehe sanft darauf ein, nimm es in den Arm, gehe
gemeinsam auf Entdeckungstour und zeige sanft, dass es so etwas nicht gibt
– Einfühlsames und begleitetes Weinen statt das Kind alleine schreien zu lassen.
“Auch wenn es manchmal nicht so wirkt: Zwischen begleitetem Weinen und
Alleine-Weinen liegen für ein Baby Welten!” Quelle
– Kindergeschichten oder leise Kinder-Einschlafmusik als Audio laufen lassen
– Schlafsignale richtig erkennen und individuelle Einschlaf-Lern-Methoden anwenden
– Tages- und Abendablauf optimal gestalten. Nachmittags z.B. die Kinder auspowern
lassen und vor dem Schlafen gehen, nur noch ruhige Aktivitäten
– Eine nicht aufwühlende Kindersendung die nicht lange dauert, ist auch in Ordnung.
Sowie Geschichte vorlesen vor dem Schlafen
– Ein warmes Bad nehmen zur Entspannung
– Eine gleichbleibende und nicht zu unterschiedlich angesetzte Bettruhe vorgeben. Der
Schlafplatz sollte, wenn möglich, immer gleich sein, dass das Kind sich daran
gewöhnt
– Das Licht wird bereits im Kinderzimmer gedimmt, bevor das Kind zu Bett geht.
Während dem Schlafen ist ein kleines gedimmtes Licht in Ordnung
– Achten sie auch auf die Temperatur, nicht zu kalt und nicht zu warm (nicht unter 20
Grad)
– So gut es geht, sollte es ein aufgeräumtes Schlafzimmer geben. Der Schlafplatz
sollte nicht im chaotischen Spielzimmer sein.
– So gut es geht elektronische Geräte im Kinderschlafzimmer entfernen
– Einfach mal austesten, wie es ist eine leichte Ernährung am Abend einzulegen, statt
eine üppige Mahlzeit. Eine angeregte Verdauung hält auch vom Schlafen ab. Oder
ein warmer ungesüßter Tee vor dem Schlafen, statt süße, aufmunternde Getränke
→ Deutschland-schlaeft-gesund.de
– Bei Babys: Schunkeln vor dem Schlafen gehen und auch stillen vor dem Schlafen,
Auge des Kindes mit einem Tuch bedecken (Wenn sie noch für eine kurze Zeit
daneben liegen)
– Mit Kinderwagen spazieren gehen, Babys in Wickeltücher packen und einen
Spaziergang machen, das Kind in elektronische Schaukel-Maxi-Cosi legen, sodass
das Kind vielleicht besser einschläft
– Keine Hektik, Ungeduld verbreiten, wenn das Kind nicht einschlafen möchte und eine
ruhige und sanfte Stimme beibehalten, statt laut und energisch werden
– Ein regelmäßiger Austausch von Fachkräften in Kindereinrichtungen und der Eltern
sollte darüber hinaus gegeben sein.
→ Viele der oben genannten Tipps, kann man auch in Kindereinrichtungen umsetzen
Buchtipps: Träume statt Tränen etc.
Eltern und Fachkräfte in Kindereinrichtungen sollten den Kindern so gut es geht zeigen und
vorleben, wie eine einfühlsame Einschlafhilfe beziehungsweise Einschlafroutine aussieht.
“Wir als Eltern coachen unsere Kids durch ihre ganze Kindheit durch. Denken Sie einfach
darüber nach: Um zu lernen, wie man mit einem Löffel umgeht, müssen wir dem Kind erst
ein Mal zeigen, wie es geht und uns dann geduldig zurückziehen, damit es eine Gelegenheit
zum Üben bekommt.” ( – www.babyschlafschule.de) → und mit dem Schlafen ist es ganz
genauso.
Wenn viele Tipps nicht helfen, kann auch mit sogenannten Baby-Schlaf-Schulen gearbeitet
werden. Auf www.babyschlafschule.de gibt es einen spannenden Artikel dazu. Einfach mal
reinschauen.
Aber manchmal braucht es noch weniger kompliziert zu sein:
“Manchmal hilft nur eine dicke Umarmung und keine endlose Diskussion darüber, was man
tun sollte.” (Steffi Wenslick – www.emmali-blog.de)


Die Geschichte vom Anfang neu kreiert


>> “Max! Komm wir gehen raus in den Wald spielen!” Ruft der Vater. Max kam
freudestrahlend auf die Eltern zugelaufen. “Ja! Und dann noch auf den Spielplatz.” sagte
Max und lief zu seiner Jacke und zog sie sich selbst an. Die Eltern grinsten. “Machen wir.”
sagte die Mutter. Den ganzen Nachmittag wanderten sie im Wald, die Eltern spielten mit
Max im Wald Fangen und Verstecken und Max konnte sich freudig auf dem Kinderspielplatz
mit anderen Kindern austoben. Irgendwann kam Max ausgepowert von alleine und sagte.
“Ich hab Hunger.” “Hast du Lust auf dein Lieblingsessen?” fragte die Mutter. Es dauerte nicht
lange und schon waren sie zu Hause. Sie aßen gemeinsam zu Abend. Kurz darauf wollte
Max noch etwas spielen. Der Vater nahm die Bauklötze hervor und bauten gemeinsam eine
Burg und spielten mit den Kuscheltieren. Mit der Zeit merkten die Eltern, dass Max gähnte
und die Augen immer müder wurden. “Komm Max, putzen wir schnell die Zähne und dann
lese ich dir noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor.” sagte die Mutter. Es dauerte nicht lange
und Max lag friedlich im Bett und lauschte gespannt seiner Mutter, wie sie ihm eine
Geschichte vorliest. Die Augen von Max wurden immer kleiner. “So, nun schlafen wir, Max
macht die Äuglein zu und träumt was schönes.” flüsterte die Mutter. Max erschrack und
klammerte sich zitternd an die Mutter. “Nein, nein, ich bin noch nicht müde, ich will nicht
schlafen.” wimmerte Max. “Du bist doch schon ganz müde.” sagte die Mutter sanft. “Ich kann
nicht schlafen. Da ist ein Monster unter meinem Bett.” sagte Max. “Sht, nein mein Lieber, da
ist kein Monster. Ich rufe mal Papa, ihr könnt ja gemeinsam mal nachschauen. Papa zeigt
dir, dass du keine Angst haben musst.” Max schaut die Mutter mit großen Augen an. Kurz
darauf hält der Vater den Sohn an der Hand. “Weisst du noch, wie wir eben Ritter gespielt
haben? Sie sind ganz tapfer und verteidigen die Burg. Wir schauen jetzt gemeinsam unter
deinem Bett und du wirst sehen, es ist nichts da, wovor du Angst haben musst.” Max muss
ein bisschen grinsen, auch wenn er etwas ängstlich aussieht. Vater legt ihm symbolisch
noch einen Ritterumhang um. Gemeinsam schleichen sie um das Bett und machen
Geräusche und dann ruft der Vater. “Jetzt schauen wir.” und die beiden legen sich auf den
Boden, blicken unter das Bett und es ist ruhig. Keiner sagt etwas. Dann steht Max auf, legt
den Ritterumhang zur Seite, gähnte und sagt zu den Eltern. “Da ist nichts. Meine Burg ist
sicher.” Alle Drei müssen lächeln. Die Eltern legen Max wieder ins Bett und geben ihm ein
Küsschen. “Schlaf gut mein Lieber.” sagte die Mutter. “Wir sind direkt nebenan.” sagte der
Vater. Aber sie wussten, heute wird Max nicht mehr aufstehen. Und so war es auch. Max
schlief bald friedlich ein.<<
→ Für Max und seine Eltern gab es ein Happy End. So könnte eine mögliche Routine und
mögliche einfühlsame Einschlafhilfe aussehen.
Es ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Einfach verschiedene Wege austesten und
individuell anpassen. Mit der Zeit findet man heraus, welche Varianten am besten
funktionieren, um einen gesunden und wohltuenden Schlaf im Elternhaus oder in
Einrichtungen zu kreieren.
“Mein Kind muss keine perfekte Routine befolgen, es muss sich nur wohlfühlen und glücklich
sein!” (Zitat – unbekannt)
Ich hoffe, dir hat der 2. Teil meines Blogbeitrags zum Thema “Einfühlsame Einschlafhilfen”
gefallen.
Ich freue mich von dir zu hören, wie du ihn fandest und lass es mich gerne wissen, welche
Tipps du aus meinem Beitrag ausgetestet hast, wie sie angekommen sind und was du für
deine Kinder tolles kreiert hast.


Bis zum nächsten Mal.
Dein Marco Lehmann

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