Paula hat ständig Wutausbrüche – Welche Tipps helfen?

Paula hat ständig Wutausbrüche – Welche Tipps helfen?

ständig Wutausbrüche - Welche Tipps helfen

„Paula braucht keine pädagogischen Zaubertricks“

Eigentlich hatten sich Paulas Eltern das alles ganz anders vorgestellt. Als sie die freudige Nachricht erhielten, erneut Nachwuchs zu erwarten, schien das Familienglück perfekt. Mit allen Freunden, Verwandten und Bekannten teilten sie ihre Begeisterung über ein Geschwisterchen für Paula. Voller Vorfreude und Hoffnung auf die Geburt der zweiten Tochter verlief die Schwangerschaft problemlos. Der Startschuss für die vierköpfige Familie mit einer Zukunft voll Vertrauen, Liebe und Geborgenheit war gefallen. Seitdem Mia auf der Welt ist, legt sich jedoch unerwartet und zunehmend ein grauer Schleier über ihr glückliches Familienleben. Doch beginnen wir zunächst bei einer Beschreibung der Familie und Situation.

Marina und Felix sind die Eltern der sechsjährigen Paula und der kleinen Mia, ein Jahr alt. 
Paula lässt sich als ein eher schwieriges Mädchen beschreiben, das schon sehr früh entwickelt ist und mit ihren Launen ihre Eltern beherrscht. Sie dominiert zum Leidwesen aller die gesamte Familie. Ihre Mama Marina ist geplagt von Unsicherheiten und Schuldgefühlen, weil sie nicht weiß, wie sie mit den ständigen Wutausbrüchen umgehen soll. Seit der Geburt von Mia hat sich das Verhalten von Paula verändert. Sie verliert bei jeder Kleinigkeit ihre Nerven und sucht in jedem Moment die volle Aufmerksamkeit. Paulas Eltern haben im Kindergarten, bei ihrem Hausarzt und bei verschiedenen Therapeuten bereits versucht, Hilfe zu bekommen  bisher vergeblich. Die Situation belastet die gesamte Familie und auch die Ehe von Marina und Felix steht unter Spannung, da sich die beiden immer mehr voneinander entfernen.Marina hat schon vieles ausprobiert, um die Beziehung zu ihrer Tochter zu verbessern. Denn inzwischen ist es soweit, dass sie Paula nicht mehr in den Arm nehmen mag und sich von ihr distanziert. Sie hat versucht, mit ihr mehr Zeit zu verbringen. Sie hat versucht, bewusst nur mit Paula – ohne Mia – in den Zoo, auf den Spielplatz und zu den Nachbarn zu gehen. Aber es hilft alles nichts. Marina weiß letztlich nicht mehr weiter und besucht die Erziehungspraxis von Herrn Klarsicht. Der Sozialpädagoge ist für die Probleme von Marina mit ihrer Tochter und ihrem Mann da. Während der ersten Sitzung hört Herr Klarsicht bedingungslos zu, ohne Tipps zu geben. Marina verlässt den ersten Termin enttäuscht. So hat sie sich doch erhofft, wertvolle Anregungen zu erhalten, um die Wutausbrüche von Paula in den Griff zu bekommen. Sie zweifelt, ob der Besuch der Beratungspraxis richtig war. Beim zweiten Termin stellt der Sozialpädagoge Fragen. Diese betreffen jedoch überwiegend Marina als ihre Tochter. Wieder versteht sie nicht: Geht es um mich oder um meine Tochter? Er stellt viele Fragen: „Wie verlief Ihre Schwangerschaft? Wie verhielt sich Ihre Tochter im ersten Lebensjahr? In welchen Situationen tauchen die Wutausbrüche auf? Wie verhalten Sie sich in diesem Moment? Wodurch ist Ihre Kommunikation mit Paula geprägt?“ Während Marina bereits seit zwei Stunden dort sitzt und unermüdlich die Fragen beantwortet, fallen ihr nach und nach Situationen ein, in denen sie es schafft Paulas Wutausbrüche zu regulieren. Oder schafft Paula es, sich abzulenken? Dann spricht Herr Klarsicht und Marina ist gespannt, was er nun endlich zu sagen hat: 

Herr Klarsicht: „Sie sagten, Sie hatten eine schwierige Schwangerschaft und Geburt. Kinder, die es schwer hatten, auf die Welt zu kommen, entwickeln sich zu einer starken Persönlichkeit mit einem starken Charakter. Gerade im ersten Jahr benötigen diese Kinder eine starke Bindung und Zuversicht in die Welt. Sie brauchen sehr viel Fürsorge und Liebe.“ 

Marina: „Mein Mann und ich, wir konnten Paula nicht so viel geben. Wir waren im ersten Jahr sehr oft müde und hatten aufgrund der Situation nur wenige Ressourcen. 

Herr Klarsicht: „Wann kommt es bei Paula zu Wutausbrüchen?“

Marina: „Die Wutausbrüche fangen bereits morgens an, wenn ich sie für den Kindergarten fertig machen möchte. Ich suche mit ihr die passende Kleidung heraus. Sie ist zunächst einverstanden, plötzlich jedoch nicht mehr einverstanden. Dann schreit und brüllt sie. 

Herr Klarsicht: „Wie verhalten Sie sich in diesem Moment?“

Marina: „Ich halte sie fest und mache ihr klar, dass sie jetzt diese Kleidung anziehen muss. Leider brüllt sie dann noch mehr und fängt an, um sich zu schlagen. Ich brauche dann noch mindestens eine halbe Stunde bis wir mit dem Anziehen fertig sind.“ 

Herr Klarsicht: „Paula ist ein sehr autonomes Kind. Wenn sie einen Wutausbruch bekommt, sollten Sie sie auf keinen Fall festhalten. Seien Sie präsent und immer klar in dem, was Sie verlangen. Für Paula muss deutlich werden, dass Sie die Erwachsene sind und Paula das Kind. Formulieren Sie ganz deutlich, was Sie wollen und gehen Sie dann auf Distanz. Gehen Sie weg und brechen Sie den Kontakt erst einmal ab. Sie müssen klar und deutlich den eigenen Willen formulieren. Dies wird nicht in jeder Situation gelingen, aber in den meisten.“ 

Marina: „Wenn sie dann immer noch nicht macht, was ich von ihr möchte?“ 

Herr Klarsicht: „Es wird viel daran liegen, wie Sie es sagen. Sie müssen emotional voll präsent sein. Paula merkt es, wenn Sie etwas sagen, es aber anders meinen. Oder wenn Sie mit Ihren Gedanken nicht bei ihr sind. Sie merkt auch, wenn Sie sie manipulieren wollen. Kinder mit starken Persönlichkeiten brauchen keine pädagogischen Zaubertricks. Das wichtigste für Paula ist, dass sie klare Anweisungen erhält und ihr dann eine Pause eingeräumt wird. Keine Bestrafung. Sie braucht die Option, einen ‚Entscheidungsrahmen‘ zu bekommen. Vielleicht wie in dem folgenden Beispiel formuliert: ‚Okay, ich habe verstanden, dass du das nicht anziehen willst. Wenn ich gleich wiederkomme, möchte ich, dass du dir etwas ausgesucht hast.‘“ 

Zum Abschluss der Sitzung gibt Herr Klarsicht Marina schließlich noch Hausaufgaben mit: „Ich möchte, dass Sie bis zur nächsten Sitzung meine Ratschläge einmal ausprobieren. Seien Sie bestimmt und klar in Ihrer Kommunikation zu Paula. Ihre Große ist eine wunderbare Tochter. Legen Sie auch Ihre Aufmerksamkeit auf die Potenziale und Stärken von Paula.“  

In den nächsten Monaten gelingt es Marina immer besser, die Tipps des Sozialpädagogen umzusetzen. Auch wenn es ihr anfangs noch schwerfiel, konsequent und emotional stets präsent zu sein, hat sie gelegentliche Wutausbrüche von Paula mittlerweile unter Kontrolle. Sie wird sicherer im Umgang mit ihrer Tochter und entwickelt wieder eine stärkere Bindung. Auch Paula spürt die Nähe zu ihrer Mutter und fühlt eine neue Geborgenheit, die für ihre Entwicklung sichtlich positiv ist. Zur Sprechstunde in die Praxis kommt Marina noch immer, jetzt freut sie sich jedoch jedes Mal darauf, von ihren Erfolgen zu erzählen. 

Haben Sie ein Thema auf dem Herzen? Vereinbaren Sie direkt einen Termin in der sozialpädagogischen Praxis von Marco Lehmann. Sie erreichen mich unter: 0176/39967921

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